Die Räuber_Erstausgabe

Neues Drittmittelprojekt

Schillers „Räuber“ auf dem Theater des 20. Jahrhunderts.
Die Räuber_Erstausgabe
Foto: Nina Birkner
  • Forschungsprojekt

Meldung vom:

Im Juli 2022 startet am Institut für Germanistische Literaturwissenschaft ein neues, von der DFG gefördertes Drittmittelprojekt:

Schillers „Räuber“ auf dem Theater des 20. Jahrhunderts im Spannungsfeld von Historizität und Aktualität

Die Wirkungsgeschichte von Schillers Räubern auf dem deutschen Theater des 20. Jahrhunderts ist bislang noch nicht systematisch aufgearbeitet worden. Als ein Grund dafür lässt sich anführen, dass die meisten Quellen in Theatersammlungen und Archiven liegen und somit nur schwer zugänglich sind, wobei sich ein Großteil in der Berliner Akademie der Künste (AdK) befindet. Das geplante Projekt will diese Forschungslücke schließen.

Dazu soll erstens eine monographische Studie entstehen, die anhand paradigmatischer Räuber-Inszenierungen einen historischen Überblick über die Bühnengeschichte des Schiller’schen Dramas gibt. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie die Theaterschaffenden auf inhaltlich-thematischer und theaterästhetischer Ebene mit dem Spannungsverhältnis zwischen der Historizität der literarischen Vorlage und der Aktualität der Aufführungssituation umgehen. Ferner werden die Aufführungen aus rezeptionsgeschichtlicher Perspektive analysiert, um zu klären, wie die Kritiker sie im Spannungsfeld von Historizität und Aktualität verorten, mithin, inwiefern sie sie als aktuelle Beiträge zu den politischen, soziokulturellen und/oder ästhetischen Debatten ihrer jeweiligen Zeit verstehen. Zuletzt werden die ausgewählten Theaterproduktionen aus literatursoziologischer, nämlich feldtheoretischer Perspektive untersucht, um zu prüfen, inwiefern es einen Zusammenhang zwischen der Position der Regisseure im kulturellen Feld ihrer jeweiligen Zeit und ihren Inszenierungskonzepten gibt.

Flankierend dazu sollen zweitens die Regiebücher der maßstabsetzenden Räuber-Inszenie- rungen Erwin Piscators aus den Jahren 1926 (Berlin) und 1957 (Mannheim), mit Erläuterungen und einem ausführlichen Nachwort versehen, erstmals publiziert und so der Forschung leichter zugänglich gemacht werden. Während die erste aufgrund radikaler Aktualisierungen die Debatte um den ‚Klassikertod‘ neu entfacht hat, wird die zweite in den zeitgenössischen Kritiken als weitgehend ‚werktreu‘ beschrieben. Anhand der beiden Inszenierungen lässt sich das für jede Klassiker-Aufführung konstitutive Spannungsverhältnis zwischen Historizität und Aktualität beispielhaft aufzeigen.

Leiterin des Projektes ist Prof. Nina Birkner, Dr. Anja Thiele unterstützt das Projekt als Wissenschaftliche Mitarbeiterin.