- Neuerscheinung
Meldung vom: | Verfasser/in: Sandra Folie
Mit dem Sammelband New Perspectives on Imagology legen die Herausgeberinnen Katharina Edtstadler, Sandra Folie und Gianna Zocco eine Neubetrachtung des Forschungsfelds der Imagologie vor, das sich traditionell mit der kulturellen Konstruktion und literarischen Darstellung von zumeist europäischen ‚Nationalcharakteren‘ befasst. Das Buch definiert solche nationalen Selbst- und Fremdbilder nicht als empirische Fakten, sondern als diskursive Objekte, die in verschiedenen literarischen und kulturellen Genres konstruiert, weitergegeben und verfestigt, aber auch hinterfragt und verändert werden. Das neue Interesse an solchen Bildern wird mit aktuellen Entwicklungen wie der sogenannten europäischen Flüchtlingskrise, dem Brexit und der Präsidentschaft Donald Trumps in Verbindung gebracht, die die anhaltende Wirkungskraft des Denkens in nationalen und kulturellen Stereotypen gezeigt haben.
Das allgemeine Ziel des Buches ist es, die komparatistische Imagologie, die oft für ihren Eurozentrismus kritisiert wurde, in einer Weise zu konzeptionieren, die nicht in Widerspruch zur transnational verflochtenen, globalisierten und von Prozessen der Post-, De- und Neokolonialisierung geprägten Welt des 21. Jahrhunderts steht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Frage nach den Verknüpfungen und Überkreuzungen der nationenbezogenen Selbst- und Fremdbilder mit Kategorien wie Geschlecht oder race/Ethnizität. Neu ist auch, dass der Band periphere literarische sowie nicht-literarische Genres berücksichtigt, und dass viele der Beiträge sich durch einen interdisziplinären Ansatz auszeichnen.
Am Anfang des Bandes steht eine ausführliche Einleitung, die einen Überblick über vorhergehende imagologische Forschungen gibt, sowie auf zentrale methodische Fragen eingeht, mit denen sich die Herausgeberinnen bei der Vorbereitung des Bandes beschäftigt haben. Die insgesamt 21 Artikel gliedern sich in fünf Sektionen zu folgenden Themen: 1) neue Überlegungen zu Methoden, Genres und theoretischen Grundannahmen; 2) trans-/post-nationale, migrantische und marginalisierte Perspektiven, die sich nicht allein über nationalstaatliche Gegensätze verstehen lassen; 3) Untersuchungen zur globalen oder transkontinentalen Wirksamkeit kontrastiver Kategorien wie Orient/Okzident oder Zentrum/Peripherie; 4) intersektionale Zugänge, die die komplexe Verflochtenheit nationenbezogener Bilder mit Kategorien wie Alter, Klasse, Geschlecht, Sexualität, Religion und race/Ethnizität behandeln; 5) Beiträge zur Relevanz imagologischer Vorstellungen in visuellen Erzählungen und in der Musik, darunter Fallstudien zu bisher kaum behandelten Genres wie einer auf Twitter zirkulierenden Karikatur und Volksliedern.
Durch zahlreiche Bezugnahmen zwischen den Beiträgen und ein Register wird nicht nur ein akademischer Dialog zwischen den einzelnen Artikeln initiiert, sondern auch eine hilfreiche Grundlage für die künftige Fortsetzung einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit imagologischen Fragestellungen geschaffen.
Der Open Access-Band kann auf der Verlagswebsite gelesen und heruntergeladen werden:https://brill.com/display/title/58016Externer Link